25-06-2024
013 Verständliche Verwaltungssprache für einen besseren Zugang zur Verwaltung
Wie kann die Sprache der Verwaltung verständlicher werden? In der 13. Folge des Podcasts "Weniger Bürokratie und besseres Recht" sprechen wir mit Dr. Christine Möhrs, Sprachwissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, über die Verständlichkeit von Verwaltungssprache. Frau Möhrs erklärt, dass es in ihrer Forschung um Sprache im Allgemeinen geht und betont, dass es keine „richtige oder falsche“ Sprache gibt. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Verständlichkeitsforschung, insbesondere der Verwaltungssprache, und dem Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.
Auf die Frage, warum die Verwaltungssprache so kompliziert sei, erklärt sie, dass Verwaltungstexte oft sowohl sprachlich als auch inhaltlich komplex seien. Sie führt aus, dass z.B. Texte im Steuerrecht komplexe Themen abdecken müssen, was die sprachliche Form zusätzlich erschwert. Verwaltungstexte müssten viele Einzelfälle berücksichtigen, was eine weitere Herausforderung darstelle. Bezüglich der Einbeziehung der Adressat*innen betont Frau Möhrs, dass dies ein wichtiges, aber ressourcenintensives Thema sei, das viel Arbeit und einen echten Austausch erfordere.
Die Verständlichkeit der Verwaltungssprache sei jedoch wesentlich, um Transparenz zu fördern und Rückfragen zu reduzieren. Ihr Institut erstellt hierzu in Kooperation mit anderen Partnern, wie zum Beispiel dem Normenkontrollrat Baden-Württemberg, Handlungsleitfäden, benennt Problemstellen und strebt eine Fehlerkultur an, die Rückmeldungen der Bürger*innen einbezieht. Eine verständliche Verwaltungssprache fördert Effizienz und Inklusion. Zur Gestaltung einer verständlichen Sprache erläutert Frau Möhrs, dass sowohl Inhalt als auch Form wichtig sind. Texte sollten einfache Wörter, kurze Sätze und klare Strukturen aufweisen. Bürgernahe Sprache und einfache bzw. leichte Sprache seien entscheidend, um mehr Menschen zu erreichen und einzubeziehen. Mehr Verben und weniger Passivkonstruktionen sowie eine handlungsbezogene Sprache können zur Verbesserung beitragen. Bei der Überarbeitung von Texten können Schreibprogramme und KI-basierte Tools eingesetzt werden. Eine abschließende Überprüfung durch Menschen ist jedoch unerlässlich, da elektronische Tools die Nuancen von Texten nicht vollständig erfassen können.
Abschließend betont Frau Möhrs den gesellschaftlichen Wandel, der die Sprache beeinflusst, und die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Engagements für eine verständliche Verwaltungssprache. Dieses Engagement sollte auch in der Ausbildung von Verwaltungspersonal integriert werden. Ein solcher Prozess muss langfristig angelegt und kontinuierlich begleitet werden, um den Bedürfnissen einer heterogenen und sich wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden.
Bei Nachfragen und Anmerkungen erreichen Sie das Team unter netzwerk@iaw.edu. Anregungen und Themenvorschläge für weitere Podcasts sind sehr willkommen.
Der verwendete Jingle ist von @Daddy_s_music, gefunden auf Pixabay: https://pixabay.com/music/jingles-piano-cassical-brand-motive-logo-9997/.